Wie man die generalistische Pflegeausbildung gut umsetzt

13.01.2021
Vanya Nicole Klauß

Praxis-Erfahrung

Im letzten Jahr bestimmten (neben Corona) zwei Themen die Qualitätsarbeit und die Beratungen in den Einrichtungen – erstens die neue QPR für die stationäre Pflege und zweitens die Umsetzung der neuen Pflegeausbildung.

Zur Umsetzung der Anforderungen und Neuerungen der Pflegeausbildung werde ich heute ein paar Erfahrungen teilen.


Als ich mir das erste Mal den Rahmenlehrplan vornahm, hatte ich keine Ahnung wie ich „das“ in einigermaßen gut verdauliche Regelungen oder Formulare verarbeiten sollte. Hilfreich für mich war der Austausch – mit den Praxisanleitern vor Ort, mit den Pflegeschulen, den Einrichtungsleitungen und Pflegedienstleitungen. Es stellte sich heraus, dass es gut ist, jeden Teil nach und nach während des praktischen Einsatzes zu bearbeiten, um den Praxisbezug herzustellen. So gibt es inzwischen für alle Unterlagen mehrere Versionen und es ist gut, etwas geduldig zu sein, bis sich der richtige Ansatz herauskristallisiert.  

Was in der Praxis unmittelbar gebraucht wurde, waren 3 Instrumente als Teil des Ausbildungsnachweises:

  1. Ein gutes Gesprächsprotokoll für die Ausbildungsgespräche
  2. Ein gutes Formular für die Pflegebegleitung
  3. Einen praktischen Nachweis der Praxisanleitung für Abrechnungszwecke mit anderen Trägern und des Nachweises der 10%-Regel

Und man brauchte einen guten Ausbildungsplan.


Viele Einrichtungen waren der Meinung, sie bräuchten sich um den Ausbildungsplan nicht zu kümmern - das würde die Schule machen.

Das ist leider nicht ganz richtig – und auch nicht praktikabel.

Rechtlich ist der Träger der praktischen Ausbildung dazu verpflichtet. Er muss gewährleisten, dass die Ausbildung auf der Grundlage eines Ausbildungsplanes zeitlich und sachlich gegliedert so durchgeführt werden kann, dass das Ausbildungsziel, das im Rahmenlehrplan definiert ist, erreicht wird (§8 PflBG).

Die Erstellung eines solchen Planes kann von der Pflegeschule übernommen werden, in der Praxis stellt sich jedoch heraus, dass die Schulen dazu selbst keine Zeit haben und spätestens am individuellen Ausbildungsplan mit dem Auszubildenden scheitern, da jede Einrichtung unterschiedlich ist und die Praxisanleiter vor Ort letztlich den Ablauf bestimmen.

Die Schule gibt vor, wann welcher Einsatz ist und koordiniert in den meisten Fällen die Einsätze zwischen den Kooperationspartnern – die Ausbildungsplanung im Praxiseinsatz überlassen sie meist den Praxisanleitern vor Ort.  


Ich habe daher entschieden folgende Gliederung im QM vorzunehmen:

  • Ausbildungskonzept – es beschreibt die Struktur, Verantwortlichkeiten und die Zielsetzung der Umsetzung der Ausbildung in der Einrichtung
  • Betriebliche Ausbildungspläne pro Einsatz – sie beschreiben die Anforderungen des Rahmenlehrplans. Welche Kompetenzen müssen in welchem Einsatz erworben werden? Was soll der Auszubildende z. B. im Orientierungseinsatz lernen und welche Lernsituationen sind dazu geeignet?
  • Individueller Ausbildungsplan – abgestimmt auf den Auszubildenden, den Einsatz, die Lernaufgaben der Schule. Was wird konkret in diesem Ausbildungsabschnitt getan?

Ausbildungskonzept – betriebliche Ausbildungspläne pro Einsatz – individueller Ausbildungsplan

Die größte Schwierigkeit war für mich, eine Vorlage für den individuellen Ausbildungsplan zu schaffen. Sie sollte nicht zu kompliziert sein, damit die Praxisanleiter sie gut und effizient nutzen können. Sie sollte aber auch inhaltlich etwas hergeben, damit man nicht bei jedem Einsatz wieder von vorn anfangen muss.
Ich muss sagen, dass das Formular noch in der Entwicklung ist und mit jedem Praxiseinsatz besser wird. Es klappt aber inzwischen ganz gut und dient vielen Praxisanleitern als Planungshilfe und -grundlage für die Einsätze – also „in echt“ und nicht nur auf dem Papier.

Super war es, wenn ich im Ausbildungsplan auf die Verfahrensanweisungen des QMH verweisen konnte. Das erleichterte die Praxisanleitung vor Ort und die Pflegebegleitung. So konnte der Auszubildende z. B. erst mal die Verfahrensanweisung zum Thema RR- und Pulsmessung lesen. Das bildete dann die Grundlage für die Anleitung.

Allerdings müssen die Verfahrensanweisungen auch auf dem aktuellen Stand und vor allem gut strukturiert und verständlich geschrieben sein. Eine Überarbeitung der Verfahrensanweisungen war daher oft notwendig vor allem im Bereich Grundpflege, Behandlungspflege, Prophylaxen und Hygiene. Auch die Einrichtungskonzepte waren zum Teil überarbeitungswürdig oder das Leitbild. Manchen Praxisanleitern war es geradezu peinlich diese alten Unterlagen an den Auszubildenden auszuhändigen.


Ein weiteres hilfreiches Werkzeug war ein gutes Einarbeitungskonzept. Gerade zu Beginn der Ausbildung im Orientierungseinsatz gaben die Einarbeitungs-Checklisten eine gute Struktur vor. Auch hier habe ich die Einarbeitungs-Checklisten und -konzepte in den meisten Fällen überarbeitet und angepasst, damit sie auch wirklich eine Hilfe waren. Auch das lohnte sich.

Zusammengefasst:

  • Gute Praxisnachweise für den Ausbildungsplan erstellen
  • Konzeptionelle Grundlagen schaffen und formulieren
  • Gute Planungsinstrumente erstellen und anwenden und immer wieder anpassen
  • Überprüfung und ggf. Anpassung des QMH

Noch ein Wort zu den Praxisanleitern – die Funktion, die sie einnehmen ist eine sehr wichtige. Sie sind sie die Ausbilder vor Ort, also diejenigen, die Wissen und Können an die nächste Generation weitergeben, was an sich schon eine große Verantwortung ist. Zusätzlich dazu muss das, was bisher vielleicht intuitiv geschah nun transparent geplant und dokumentiert werden. Und der Praxisanleiter ist an der Benotung des Abschlusses beteiligt.


Während ich so schreibe merke ich, wie umfassend das Thema ist und überlege, ob ich nicht zu jedem Teilschritt einen eigenen Beitrag schreiben sollte … zu den Formularen, zum Konzept, zum Plan, zu den Anforderungen an den Praxisanleiter, zur Überarbeitung des QMH …

Vielleicht mache ich das 😊, mal sehen.

Dieser Artikel ist jedenfalls jetzt lang genug und an dieser Stelle beendet.


Tagesseminar zum Thema

Pflege-Besser GbR

Newsletter - Anmeldung